News

Mythen der Ernährung

Mythos 1: Menschen müssen Zucker essen

Die Lebensmittelindustrie setzt alles daran, den Mythos aufrecht zu erhalten, Menschen müssten ein gewisses Maß an Zucker verzehren. So behauptet die Zuckerlobby auf ihrer Website: „Kohlenhydrate wie Zucker sind wichtige Energielieferanten und somit lebensnotwendig, da der Körper sie als Energiequelle für seinen Stoffwechsel braucht.“ Auch  der ehemalige Ernährungsminister Christian Schmidt behauptete in einer Talkshow „Der Mensch braucht Zucker“. Weshalb der hier geweckte Eindruck schlichtweg falsch ist, https://lmy.de/rmuXx

Quelle: Foodwatch

Mythos 2: Apfeldicksaft ist gesünder als Zucker

Dass Zucker ungesund ist, wissen die meisten. Daher süßen Lebensmittelhersteller ihre Produkte jetzt häufiger mit Alternativen wie Apfeldicksaft – klingt schließlich viel gesünder. Doch Hauptbestandteil von Apfeldicksaft ist: Zucker. Während ein durchschnittlicher Apfel etwa 10 Prozent Zucker enthält, sind es bei dem Konzentrat ganze 80 Prozent. Im vergangenen Jahr haben wir den Goldenen Windbeutel an den Bio-Hersteller Zwergenwiese verliehen. Der Hersteller täuschte Verbraucherinnen und Verbraucher, in dem er seine Kindertomatensauce als kindgerecht vermarktete. Doch die Kindertomatensauce enthielt mehr als doppelt so viel Zucker wie die Erwachsenen-Version – und auch Zwergenwiese versuchte sich zunächst damit herauszureden, man süße ja schließlich aber mit Apfeldicksaft, als mache das den hohen Zuckergehalt wett. Auf unsere Kritik hin veränderte Zwergenwiese dann die Rezeptur seiner Kindertomatensauce. Diese enthält nun 43 Prozent weniger Zucker und entspricht damit den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO). https://lmy.de/GLuZA

Quelle: Foodwatch

Die Reduzierung von Zucker in verpackten Lebensmitteln kann Millionen von Krankheiten verhindern

01.09.2021 – Massachusetts General Hospital

Eine Verringerung des Zuckeranteils in verpackten Lebensmitteln um 20 % und in Getränken um 40 % könnte 2,48 Millionen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (wie Schlaganfälle, Herzinfarkte, Herzstillstände), 490.000 kardiovaskuläre Todesfälle und 750.000 Diabetesfälle in den USA während der gesamten Lebenszeit der erwachsenen Bevölkerung verhindern, so eine in Circulation veröffentlichte Studie.

Ein Team von Forschern des Massachusetts General Hospital (MGH), der Friedman School of Nutrition Science & Policy an der Tufts University, der Harvard T.H. Chan School of Public Health und des New York City Department of Health and Mental Hygiene (NYC DOH) hat ein Modell entwickelt, um die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gerechten Auswirkungen einer pragmatischen Politik zur Zuckerreduzierung zu simulieren und zu quantifizieren, die von der U.S. National Salt and Sugar Reduction Initiative (NSSRI) vorgeschlagen wurde. 

Die NSSRI ist eine Partnerschaft von mehr als 100 lokalen, bundesstaatlichen und nationalen Gesundheitsorganisationen, die vom NYC DOH einberufen wurde. 2018 veröffentlichte die NSSRI einen Entwurf von Zuckerreduktionszielen für verpackte Lebensmittel und Getränke in 15 Kategorien. Im Februar dieses Jahres hat das NSSRI die Richtlinie mit dem Ziel fertiggestellt, dass sich die Industrie freiwillig dazu verpflichtet, ihre zuckerhaltigen Produkte schrittweise umzuformulieren.

Die Umsetzung einer nationalen Politik erfordert jedoch die Unterstützung der Regierung, um die Unternehmen bei der Umsetzung der Ziele zu überwachen und öffentlich über ihre Fortschritte zu berichten. Die Forscher hoffen, dass ihr Modell einen Konsens über die Notwendigkeit einer nationalen Politik zur Reformulierung des Zuckergehalts in den USA schaffen wird. „Wir hoffen, dass diese Studie dazu beitragen wird, die Reformulierungsinitiative in den nächsten Jahren voranzutreiben“, sagt Siyi Shangguan, MD, MPH, Hauptautor und behandelnder Arzt am MGH. „Die Senkung des Zuckergehalts in kommerziell zubereiteten Lebensmitteln und Getränken wird sich stärker auf die Gesundheit der Amerikaner auswirken als andere Initiativen zur Senkung des Zuckergehalts, wie die Einführung einer Zuckersteuer, die Kennzeichnung des Zuckergehalts oder das Verbot zuckerhaltiger Getränke in Schulen.

Mehr dazu: https://www.yumda.de/news/1172545/die-reduzierung-von-zucker-in-verpackten-lebensmitteln-kann-millionen-von-krankheiten-verhindern.html

Quelle: Yumda

Konsum von zugesetztem Zucker verdoppelt Fettproduktion nachhaltig

17.03.2021 – Universität Zürich

Zu viel Zucker ist ungesund, doch problematisch sind nicht nur die vielen Kalorien. Bereits moderate Mengen an zugesetztem Frucht- und Haushaltszucker verdoppeln die körpereigene Fettproduktion in der Leber, wie Forschende der Universität Zürich zeigen. Über längere Zeit begünstigt dies die Entwicklung von Diabetes oder einer Fettleber.

Zucker wird zahlreichen Lebensmitteln zugesetzt. Mehr als 100 Gramm davon konsumieren Schweizerinnen und Schweizer täglich. Vor allem der hohe Kaloriengehalt von Zucker fördert Übergewicht und Adipositas – und entsprechende Folgekrankheiten. Hat zu viel Zucker noch andere schädliche Wirkungen, wenn er regelmässig zugeführt wird? Und wenn ja, welcher Zucker?

Schon moderate Zuckermengen erhöhen Fettsynthese

Diesen Fragen sind Forschende der Universität Zürich (UZH) und des Universitätsspitals Zürich (USZ) nachgegangen. Im Vergleich zu bisherigen Studien, die vor allem den Konsum sehr hoher Zuckermengen untersuchten, zeigen ihre Ergebnisse, dass bereits moderate Mengen zu einem eigentlichen «Switch» im Stoffwechsel der Versuchsteilnehmer führen. «80 Gramm Zucker täglich, was rund 8 dl eines handelsüblichen Softdrinks entspricht, kurbeln die Fettproduktion in der Leber an. Und die Überaktivität hält längere Zeit an, selbst wenn kein Zucker mehr zugeführt wird», sagt Studienleiter Philipp Gerber von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung.

An der Studie beteiligten sich 94 junge gesunde Männer. Sie nahmen sieben Wochen lang täglich ein mit unterschiedlichen Zuckerarten gesüsstes Getränk zu sich, während die Kontrollgruppe darauf verzichtete. Das Süssgetränk enthielt entweder Fruchtzucker (Fruktose), Traubenzucker (Glukose) oder Haushaltszucker (Saccharose), der aus Frucht- und Traubenzucker besteht. Mithilfe sogenannter «Tracer» – markierte Substanzen, deren Weg im Körper nachverfolgt werden kann – analysierten die Forschenden den Effekt der Süssgetränke auf den Fettstoffwechsel.

Frucht- und Haushaltszucker verdoppeln Fettproduktion nachhaltig

Insgesamt nahmen die Probanden nicht mehr Kalorien zu sich als vor der Studie. Aufgrund einer gewissen Sättigung durch das Süssgetränk haben sie ihre sonstige Kalorienzufuhr reduziert. Trotzdem beobachteten die Forschenden, dass sich Fruchtzucker negativ auswirkt: «Die körpereigene Fettproduktion in der Leber war in der ‹Fruchtzucker-Gruppe› doppelt so hoch wie in der ‹Traubenzucker-Gruppe› oder der Kontrollgruppe – und dies mehr als zwölf Stunden nach der letzten Mahlzeit bzw. dem letzten Zuckerkonsum», sagt Gerber. Überraschend war insbesondere, dass der am häufigsten konsumierte Haushaltszucker die Fettsynthese sogar noch etwas höher ankurbelte als dieselbe Menge Fruchtzucker. Denn bisher stand vor allem Fruchtzucker im Verdacht, solche Veränderungen hervorzurufen.

Entwicklung von Fettleber oder Diabetes wird begünstigt

Die erhöhte Fettproduktion in der Leber ist ein massgeblicher erster Schritt in der Entstehung von weit verbreiteten Erkrankungen wie Fettleber oder Typ 2-Diabetes. Aus gesundheitlicher Sicht empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, den täglichen Zuckerkonsum auf rund 50 Gramm oder noch besser auf 25 Gramm zu beschränken. «Doch davon sind wir in der Schweiz noch weit entfernt», betont Philipp Gerber. «Unsere Resultate sind ein entscheidender Schritt in der Erforschung der schädlichen Wirkungen von zugesetztem Zucker und werden für zukünftige Ernährungsempfehlungen sehr bedeutend sein.»

Quelle: yumda.de

16.03.2021 – dpa Deutsche Presseagentur GmbH

Kinder sehen im Schnitt 15 Werbungen für Dickmacher pro Tag

Comic-Figuren strahlen auf Kaubonbons, Internetstars starten Chips-Esswettbewerbe: Kinder sehen einer Hamburger Studie zufolge im Schnitt 15 Werbungen am Tag für ungesundes Essen. Ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Kinderärzten und dem AOK-Bundesverband forderte am Donnerstag deshalb, Kindermarketing für solche Produkte in allen Medienarten zu untersagen. Das sei in vielen Ländern bereits Standard. Die Daten der Untersuchung der Universität Hamburg stammen noch aus der Zeit vor der Corona-Pandemie und beziehen sich auf Fernsehen und Internet.

„Gegenüber Ende 2007 ist die auf Kinder gerichtete Werbeintensität um 29 Prozent angestiegen“, lautete ein Ergebnis zu TV-Spots. „Die Unternehmen haben den Werbedruck auf Kinder bewusst erhöht“, kritisierte Sigrid Peter, stellvertretende Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Vielen Eltern sei nicht bewusst, wie viel Werbung für Fast Food oder Süßigkeiten ihre Kinder pro Tag wirklich erreicht. „Die schädlichen gesundheitlichen Folgen davon sehen wir täglich in unseren Praxen.“

Das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten erklärte, in Deutschland sei jedes siebte Kind übergewichtig. Es forderte ein gesetzlich verankertes Werbeverbot. Es werde höchste Zeit, die Branche in die Pflicht zu nehmen, sagte auch Kai Kolpatzik vom AOK-Bundesverband. Denn freiwillige Selbstverpflichtungen liefen bisher ins Leere.

Der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft kritisierte die wie er meint „plakativen Ergebnisse der Studie“. Er wies die Forderung nach einem Verbot von Lebensmittelwerbung zurück. Die Untersuchung vermittle den unzutreffenden Eindruck, das Problem von Übergewicht und Adipositas bei Kindern durch Werbeverbote lösen zu können. Die Verantwortung für Ernährung, Bewegung oder Bildung von Kindern liege in erster Linie bei den Eltern und dem sozialen Umfeld.

Auch der Lebensmittelverband Deutschland warnte davor, den Fokus zu einseitig zu legen. „Ein Werbeverbot für einzelne Lebensmittel macht die Menschen nicht schlank“, sagte Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff.

Die Hamburger Studie von Wirtschaftswissenschaftler Tobias Effertz analysierte die Werbekontakte von Kindern von 3 bis 13 Jahren für den Zeitraum März 2019 bis Februar 2020 für das Internet und von Juni bis September 2019 für das Fernsehen. Ein Kind, das Medien nutzt, sieht in Deutschland demzufolge durchschnittlich rund 5 Werbespots- oder anzeigen im Internet und etwa 10 im Fernsehen für Dickmacher. Folgen sind den Angaben zufolge Übergewicht und Karies.

Laut Studie locken Unternehmen Kinder gezielt auf ihre Webseiten zu ungesunden Produkten und versuchen sie dort beispielsweise mit Hilfe von Spielen lange zu halten. Auch Influencer mit großer Reichweite würden in sozialen Netzwerken für ungesundes Essen werben.

Die Kinder möchten das Gleiche essen wie ihre Idole, wie der Vorsitzende der Deutschen Diabetes Stiftung, Hans Hauner, berichtete. „Das wird geschickt ausgenutzt.“ Kinder seien sehr leicht manipulierbar. „Werbeaktivitäten in den digitalen Medien nehmen rasch zu und sind besonders wirksam“, kritisierte der Professor weiter.

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) betonte auf Anfrage, Werbung dürfe Kinder nicht dazu verleiten, sich ungesund zu ernähren. „Das habe ich kürzlich auch gegenüber dem Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft deutlich gemacht“, erklärte sie. „Ihn fordere ich auf, die Verhaltensregeln zu verschärfen – ganz konkret fordere ich Nachbesserungen bei der Altersgrenze und bei der Werbung für Lebensmittel mit ungünstiger Nährstoffzusammensetzung.“

Nach Meinung der Verbraucherorganisation Foodwatch zeigt ein von ihnen in Auftrag gegebenes juristisches Gutachten, dass Klöckner umfassende Werbebeschränkungen als Bundesgesetz auf den Weg bringen könne. „Das Gutachten widerlegt damit die Aussagen der Ministerin, wonach nicht der Bund, sondern die Bundesländer für Kindermarketing im Bereich Hörfunk, Fernsehen und Internet verantwortlich seien“, teilte Foodwatch mit. Daraufhin betonte das Bundesministerium erneut, es liege an den Ländern, die Wirksamkeit ihrer bereits bestehenden Regelungen zu überprüfen und gegebenenfalls nachzulegen./let/DP/men

Quelle: yumda.de | dpa Deutsche Presseagentur GmbH